laut.de schreibt:
Ein Fluch liegt über Deutschland. Seit nunmehr knapp 30 Jahren. Eigentlich könnte man die Truppe um Deutschpunk-Ikone und O.H.L.-Shouter Deutscher W als dienstälteste Horrorpunkband der Nation bezeichnen. Damit würde man ihnen jedoch auch bei der neunten Veröffentlichung nicht gerecht.
"Im Dorf Der Verdammten" steht exemplarisch für die Ausnahmestellung der in der Szene recht erfolgreichen Band. Wie weiland Dr. Frankenstein fügt Deutscher W seinen Sound aus den Körperteilen verschiedener Stile zusammen und kreiert einen eigenen Organismus.
Basis der Geisterstunde ist ein R'n'R-Fundament mit Wave-Voodoodrums und vielen Goth-Gitarren. Das Tempo der Tracks liegt dabei immer ein wenig unterhalb der gängigen Punkschwelle. So kann der böse Märchenonkel seine gruseligen Texte nachhaltig und akzentuiert unters verängstigte Volk bringen.
Eben diese Shortstories haben wenig mit den typischen Horrorpunk-Zombies und Ghoul-Novellen zu tun. Vielmehr erschafft der Punk-Haudegen einen Klassiker-Mikrokosmos. Die Welt der Lugosi-Vampire und bösen Vincent Price-Magier erwacht zum untoten Leben.
Deutscher Ws Stimme ist hierfür hervorragend geeignet: Der Gesang klingt stets nach entzündeter Kehle und dem fiebrigen Wahnsinn eines Mannes, dessen Seele bereits Luzifer gehört: "In mir da schlägt kein Herz. So kann es auch niemals zerbrechen. Und die Liebe mich nicht fangen, um sich an mir zu rächen."
Ein weiterer Pluspunkt der Verdammnis liegt in den einprägsamen Riffs und Melodien - auch wenn die auf früheren Scheiben verwendeten unverzerrten Gitarren als Kontrapunkt fehlen. "Wenn Die Engel Singen" packt mit schneidender Klampfe beim Schopf. "Knie Nieder Und Bete" erzeugt im Refrain durch perfektes Wechselspiel zwischen Stimme und Instrumenten einen Druck, der den trainierten Deutschpunk-Veteranen verrät.
In Verbindung mit Comicstrip und Zeitreise in die altehrwürdige B-Movie-Welt funktioniert das Paket wunderbar. Spürt man doch zu jeder Sekunde die Leidenschaft im Umgang mit den Vorlagen.
(Review von Ulf Kubanke)
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