Tanzparty Deutschland (Demo 1980)
1. Intro
2. Großstadt
3. Schnulze
4. Donnerwetter
5. Punk 80
6. Knoblauch
7. Mein Bruder is´en Popper
8. Peace & Anarchy
9. Vertigo
10. Wozu auch
11. Unrasiert und ungekämmt
12. Outro
Die normale Vinylversion ist lange ausverkauft, die PictureLP-Version von 2014 auch, die CD+Bonus ist weiterhin erhältlich.
Da jedoch immer noch Nachfrage nach einer normalen LP-Version besteht, gibt es jetzt nochmal eine 500er Nachpressung.
Artless ist ja wieder live und tonträgermäßig aktiv und die Geschichte sollte ja bekannt sein, aber nachfolgend nochmal kurz die alte Bandgeschichte und Ausschnitte aus Kritiken.
Artless aus Duisburg gab es von Mitte 1979 bis Ende 1981 und waren früher eine der beliebtesten Pogopunkbands der damaligen Zeit, obwohl sie live fast nur im Großraum Ruhrgebiet gespielt haben. Überregional bekannt wurden sie durch ihre "Mein Bruder is´en Popper-7" 1981 und als Soundtrack/Liveband im Duisburg-Punk-Fernsehfilm "No Future", Erstsendung 1981 im Sonntagvormittagsprogramm der ARD, seitdem mehrfach wiederholt, ua bei Arte. Enttäuscht von der Entwicklung der Szene lösten sich Artless, eines der wirklichen Originale des frühen deutschen Punk, Ende 1981 auf und überließen den immer schneller, härter und langweiliger werdenden Parolendrescherbands das Feld.
Tanzparty Deutschland erschien ursprünglich 1980 auf Kassette und 1990 nochmals auf LP, ist aber lange vergriffen.
Essentielle deutsche Punk-Archäologie mit Rüdiger von Teenage Rebel: ARTLESS, angeblich aus Duisburg, aber in echt eher aus Düsseldorf und dem Ruhrgebiet stammend, waren von Mitte 1979 bis Ende 1981 eine der, wie Zeitzeugen behaupten, besten deutschen Bands jener Zeit, und mit ihrer Single "Mein Bruder is 'en Popper" hatten sie sogar sowas wie einen kleinen Hit. "Tanzparty Deutschland" war ihr erstes und einziges Album, erschien damals nur als Cassette und erfuhr dann 1990 die Wiederveröffentlichung im LP-Format, war seitdem aber wieder out of print. Teenage Rebel hat jetzt endlich ARTLESS ins moderne Zeitalter gehievt, auf dass die Jugend erkenne, was vor bald 30 Jahren für großartige Musik gemacht wurde. Die Soundqualität ist bedingt durch unaufffindbare Originalbänder zwar relativ rauh, aber warum sollte sie auch besser sein als damals, als man das Tape auf billigen Cassettenrecordern übersteuert in die Gegend blastete - und wirklich schlecht geht sowieso anders. "Unrasiert und ungekämmt" forderten ARTLESS - die übrigens nichts mit der gleichnamigen US-Band des MRR-Kolumnisten Mykel Board zu tun haben - "Peace & Anarchy", singen auch mal eine "Schnulze", geben mit "Punk '80" eine sehr negative Szenebeschreibung ab, fressen statt Drogen lieber "Knoblauch" - und beklagen im oben schon erwähnten Song den musikalischen Geschmack des Bruders. "Pogopunk" nannte man damals den Sound der Duisburger, die übrigens auch durch den ARD-Fernsehfilm "No Future" bundesweit bekannt wurden. (Beilage)...in der es neben den Texten und Fotos auch diverse Fanzine-Schnipsel über die Band gibt. (9) (Joachim Hiller)
© by OX-FANZINE / Ausgabe 74
ARTLESS – TANZPARTY DEUTSCHLAND
Direkt bei mir in der Nachbarstadt ( die Rede ist von Duisburg) trieb von 1979 bis 1981 eine Punk Rock Band ihr Unwesen, die den Namen ARTLESS trug und sich schon, warum auch immer, schnell einen Kultcharakter erarbeitete, der auch noch 2007 Bestand hat (zumindest im Ruhrgebiet würde ich sagen). Das bekannteste Schätzeken dieser Punks dürfte wohl klar die „Mein Bruder is èn Popper“ Single sein. Außerdem brachten sie es sogar zu TV Ruhm, denn in dem Punk Film „No Future“ waren sie zu sehen und zu hören. Ursprünglich erblickte ein Großteil dieser Songs auf dieser CD als Kassette 1980 das Licht der Punkwelt, wurde 1990 auf LP gepresst. (Beilage)... in der es Texte und Anekdoten, sowie Reviews zu Lesen gibt. Bei Lauschen dieser Aufnahmen fühlt man sich 26 Jahre zurück versetzt und es läuft einem eine Träne die Wange runter. NOSTALGIE PUR!!!!! FRANK(Crazy United)
Die Tonqualität der Songs ist im Vergleich zu heutigen Aufnahmen natürlich nicht die Beste, wenn man aber andere Aufnahmen aus den 70er und 80er Jahren kennt, schneidet Artless noch richtig gut ab. Da es sich hierbei um punkhistorische Aufnahmen handelt, tut die eher schlechtere Qualität dem Hörvergnügen keinen Abbruch. Im Gegenteil! Gerade dadurch bekommen manche Songs erst ihr Flair.
Auch wenn der Gesang und der Sound typisch Punk war – es hatte alles einen eigenen Charakter und gerade was die Texte angeht, war Artless seiner Zeit weit voraus. Denn wo andere Bands Sauf- und Harakiri-Songs verzapften, haben Artless durchdachte und zeitlose Lyrik abgeliefert. Natürlich gibt es auf dem Demo auch Stücke, die nicht allzu ernst zu nehmen sind – z.B. "Knoblauch". Absolute Hits und Songs, die man kennen sollte, sind beispielsweise „Punk 80“, "Donnerwetter", "Großstadt" und "Mein Bruder is en Popper". Das Letztere dürfte neben "Donnerwetter", welches heute noch von der Band "Pöbel & Gesocks" oft gespielt wird, das bekannteste Stück von Artless sein – auch wenn es weniger tiefsinnig ist als die anderen genannten Stücke. Gerade "Punk 80" haut mich immer wieder aufs Neue vom Hocker. Das Lied rechnet schon 1980 mit der verkommerzialisierten Punk-Szene ab und ist von der Thematik auch heute noch 100%tig relevant.
...die Tatsache, einen Tonträger sein Eigen nennen zu können, welcher Teil der Punk-Geschichte ist, sollte jeden Kauf rechtfertigen. Großartig, dass es immer wieder Labels und Personen gibt, die sich der frühen Punk-Geschichte annehmen, damit nicht vergessen wird, wie alles anfing, wo die Wurzeln liegen und vor allem dass ein Spirit mit diesem Kult verbunden ist.
Teenage Rebel Records hat sich sichtlich Mühe gegeben, diesen historischen Aufnahmen ein würdiges Gewandt zu verleihen. Nicht nur, dass das Artwork schlicht und edel ist – in (der Beilage) findet man neben sämtlichen Song-Texten auch eine Einleitung, die die Bandbiographie erläutert, zahlreiche Bilder von Artless und alte Fanzine-Ausschnitte, die über Tonträger und Auftritte der Band berichten.
Was soll man dazu noch großartig sagen? Hier sollte man als Freund des gepflegten Deutschpunks einfach zugreifen. Einige der Songs werden noch so manche Band von heute überleben.(sk/Oivision)
Und die erste Kritik anno 2016:
moloko-plus.de schreibt:
Eindeutiger Fall von Klassiker-Alarm, aber nachdem dieses Vermächtnis aus den Babyjahren des deutschen Punk jetzt nunmehr seine vierte Wiederveröffentlichung in den unterschiedlichen Darreichungsformen als LP, CD oder Pic-LP erfährt, bleiben nicht mehr viele unbeleuchtete Aspekte, die nicht schon einmal zur Sprache kamen: http://www.moloko-plus.de/review/artless-tanzparty-deutschland-pic-lp-5596
http://www.moloko-plus.de/review/artless-tanzparty-deutschland-cd-1748.
Überraschend aus heutiger Sicht definitiv der subversive Humor („Knoblauch“), den man seinerzeit an den Tag legte (wir reden über 1980!), das war für die damalige Szene, die sich mehr als bierernst wahrnahm, ziemlich ungewöhnlich. Allenfalls die in etwa zeitgleich agierenden Marionetz hatten einen ähnlichen Ansatz. Die Betonung liegt auf „subversiv“, denn mit dem erst viel, viel später aufkommenden unsäglichen Funpunk ( ein typisch deutsches Phänomen: Völlig überzogener „Wir-sind-ja-ach-so-lustig“ – Irrsinn, „inhaltlich“ sich nur marginal über Fips-Asmussen-Niveau bewegend) hatte das nichts zu tun.
Aber noch viel verwunderlicher ist die radikale Abrechnung mit der Szene von 1980 (in „Punk `80“), bei der die sich offensichtlich bereits breitmachende Kommerzialisierung angeprangert wird und sogar die Clash ihr Fett wegkriegen („ … die Rebellen sind auf den Geldzug gesprungen, vor drei Jahren haben sie noch ganz anders geklungen“). So viel Selbstkritik war ungewöhnlich damals, man hielt sich ja für eine Art Elite und gab sich auch so. Kritisches Hinterfragen des eigenen Habitus war nicht das Gebot der Stunde, hauptsache die Haare sitzen. Erst Hannovers Blitzkrieg (kurz danach als Boskops) haben in „Frisch aus England“ diesen Gedanken wieder aufgegriffen, aber da war man schon zwei Jahre weiter. Für mich damals als Nachwuchspunk ein heilsamer Blick in den Spiegel, Artless kannte ich noch gar nicht – dafür aber ein dutzend Finnland-Hardcore – Heinis, die meist vergeblich versuchten, es ihren Idolen Discharge gleichzutun. Ein Irrweg, wie wir heute wissen.
„Tanzparty Deutschland“ jedenfalls war wie geschildert textlich pointiert, scharfzüngig, witzig, direkt und frei von selbstauferlegten Klischee-Fesseln, aber vor allem war es eine Sammlung echter Punkrock-Kracher mit Durchschlagskraft, Hit- und Pogopotential. Und das gilt nicht nur für die bekannten Brüller „Mein Bruder ist ein Popper“ und „Donnerwetter“, sondern auch für die übrigen acht Songs (plus In- und Outro).
Geiles Teil und wer es immer noch nicht sein eigen nennt, sollte jetzt allmählich mal diese Bildungslücke schließen.
Und irgendwie auch konsequent, dass der Rhein-Ruhrgebiet – Fünfer dann nach gerade mal gut zwei Jahren Ende 1981 wieder Schluß machte. Zwei schrummelten dann noch bei den „Nervösen Fingern“ weiter, aber die haben dann nichts Nennenswertes mehr zustande gebracht.
Das damalige Tape, dem diese Aufnahmen hier entnommen wurden, entstand übrigens im Proberaum einer Duisburger Rock’N’Roll-Band mit dem hinreissend schlechten Namen „Teddy Technik und die Effekthascher und der Steile Zahn Verein“, die komplett weichgespült mit deutschen Texten bis heute auf Betriebsfesten u.ä. agiert. Echt irre, wo einen die Not manchmal hintreibt … .
Sir Paulchen
11.11.2016
Uglypunk.de schreibt:
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich damals für´s Taugenix-Fanzine schrieb und mir die Wiederveröffentlichung der hier behandelten Platte als CD auf den Schreibtisch flatterte. Ende 2007 war das und ich freute mich (auch wenn es nur eine CD war) wie ein kleines Kind zu Weihnachten darüber.
2014 brachte Teenage Rebel Records schließlich auch noch mal ein Re-Release als Vinyl-Version raus und da die Nachfrage scheinbar größer war als das Angebot, gibt es aktuell eine weitere Auflage von 500 Stück. Dass das Band wieder aktiv ist, dürfte bekannt kann. Ihren Kult-Status erarbeiteten sie sich allerdings in der kurzen Erstphase von 1979-1981, in der unvergessene Klassiker wie “Donnerwetter“ oder “Mein Bruder ist ein Popper“ entstanden.
Für alle die keine abbekommen haben, für alle, die musikalisch wichtige Zeitdokumente sammeln oder Liebhaber solcher sind und für alle, denen die einschlägig bekannten Deutschpunkbands damals schon zu kommerziell waren. Das hier gehört in jedes Deutschpunkgeschichtsbuch unter “Underground“. Old School Punk-Geschrammel at it´s best. Steff
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