180 Gramm-Vinyl, schweres Cover, erweiterte Beilage! Die Aufnahmen wurden neu gemastert und klingen deutlich besser / sauberer / differenzierter.
Die Lokalmatadore kommenn sich aus Mülheim an der Ruhr, dem Herzen von dat Ruhrgebiet, wie man dort sagt.
Zwölf Jahre nach der Bandgründung war "Heute ein König" 1994 nach den Veröffentlichungen 1991 und 1992 ihr drittes Album und vorläufiger Höhepunkt ihres ersten Karrieredrittels.
Der Sound orientiert sich am frühen englischen Punkrock, ist jedoch angereichert mit leichten Garagerock-, Ostrock-, Oi!- und Schlagereinflüssen, so das damals schon ein eigener, unverkennbarer Lokalmatadore-Stil entstanden ist.
Die deutschen Texte sind ausschließlich selbsterlebt und mit obszön, gemein, genial gut umschrieben.
Ihre Liebe zu Frauen, Bier und anderen schönen Dingen des Lebens wird dabei immer wieder eindrucksvoll neu interpretiert.
Ihre Mission damals und heute: Den rauen, aber herzlichen Humor des Ruhrgebiets in alle Welt zu verbreiten.
Und sie machen wohl weiter bis zur Punker-Rente.
Spike, uglypunk.de schreibt: Ich hätte darauf wetten können, dass das nicht die erste Wiederveröffentlichung dieses Kultalbums auf Platte ist, aber wenn ich richtig recherchiert habe, hätte ich die Wette wohl verloren. Auf CD hat man die Scheibe zwischendurch mal rausgeknallt, auf Platte scheint das aber echt die erste Neupressung seit 1994, also dem ursprünglichen Erscheinungsjahr zu sein.
Jo, wat willste bei DIE LOKALMATADORE noch groß zur Vorstellung und zu deren Platte sagen? Haben ja eh alle schon mal gehört, vielleicht auch ohne es zu wissen. Lieder über Fußball, Ficken und Alkohol, über Pippikacka, über Mülheim / Ruhr. Für die einen nur besoffen zu ertragen, für die anderen laufen diese Themen unter Lebenseinstellung.
Jetzt also neu aufgelegt. Beim Layout schön ans Original gehalten, beim Ton noch etwas überarbeitet und fertig… da ist sie wieder. „Heute ein König …Morgen ein Arschloch“. Eure Partygäste werden sich freuen. Oder früher gehen. Das kommt auf den Geschmack eurer Partygäste an. Rülps.
30 Jahre später Kritik im OX 06.2024
DIE LOKALMATADOREHOLE
Heute ein König ... Morgen ein Arschloch
(LP, Teenage Rebel, 1994)
Im Jahre 1982, als ein Herr aus Oggersheim die
Macht im Lande an sich riss, tauchten DIE LOKAL-
MATADORE aus Mülheim an der Ruhr auf. Und als
die Mauer fiel, erschien deren erste Single. Bedenkt
man, dass Helmut Kohl noch vier Jahre Kanzler war,
als die hier besprochene LP der Jungs erschien, fühle
ich mich plötzlich doch recht alt. Denn was habe
ich sie nicht in Endlosschleife abgefeiert, diese fri-
vole, immer „etwas drüber“ seiende Spaß-Platte.War
die Debüt-LP „Ein Leben für die Ärmsten“ von 1991,
mit dem an SLADE angelehnten Cover, noch nicht
so mein Ding, war das 1992 folgende Album „Arme
Armee“ dann einfach zum Verlieben – für die Ohren
und Denkweise der damaligen Zeit. Und dann kam
„Heute ein König ... Morgen ein Arschloch“ mit dem
Song „Whitney aus Surinam“: das lebte ich in den
1990er Jahren ja selbst auch. Punk, Bier, Fußball und
horizontale Damen stellten einen wesentlichen Teil
des Freizeitvergnügens dar. Das mag ich mit heu-
tigen „jungen Leuten“ um die zwanzig aber nicht
mehr wirklich diskutieren. Die denken, ich (wir!)
seien irgendwie Außerirdische, und Sexisten gleich
dreifach ... In „Hans Uwe Koch“ wird ein ehema-
liges Bandmitglied „gewürdigt“ und „Barbara“, na
logisch, war von Chris Roberts, auch wenn das Lied
da etwas anders hieß. Und nach jedem Song ertönt
ein (oft sehr gequälter) Rülpser – auf der Vinyl-
scheibe wie auch in meinem Wohnzimmer, wenn
das Bier mit den Kumpels bisweilen über den Tep-
pich kippte. Das Cover und Backcover waren eine
Persiflage auf eine sehr populäre Bier-Werbung einer
westfälischen Brauerei. Sänger Fisch wohlig ange-
lehnt zwischen zwei Damen, während auf der Rück-
seite das „wahre“ Leben derb zurückwinkte. Mit
dem freundlichen Hinweis „... Morgen ein Arsch-
loch“. Der Sound oder besser: die Frische war von
der streng genommen dritten Punk-Welle (aus den
USA) von Bands wie NOFX, LAGWAGON und Co.
beeinflusst, wobei sie stets auch früheren Legenden
huldigten. So wird „Herz aus Gold“ mit COCKNEY
REJECTS-Riffs eingeleitet. Es war die Zeit, als sich
Punk-Sänger auf der Bühne komplett entkleideten
(Fisch, Willi Wucher von PÖBEL & GESOCKS, dessen
damaliger Gitarrist Bubba bekanntlich bei LOKAL-
MATADORE spielt) und Bands wie SMEGMA eine
„Oben ohne“-Lady ins Live-Set einbezogen. Wie war
das noch gleich, T-Shirts auf Konzerten ausziehen
verboten? Mit „Mülheim/Ruhr“ widmeten „Lokal“
ihrer Stadt noch eine galante Hymne, die ich heute
noch sehr mag. Sänger El Fisch sagte einmal in etwa,
dass Menschen, die „unsere Texte ernst nehmen“ eh
nicht mehr zu helfen sei. Doch die Liebe zu Mül-
heim, den Pott, den Zweitligaverein aus Ückendorf
und ihrem Heimatverein VfB Speldorf, die ist seriös
gemeint. Schöne alte, unwiederholbare Zeit!
Markus Franz lokalmatadore.com
|