Dieses Album ist zum achtzehnten Geburtstag der Kassierer erschienen. Die Volljährigkeit hört man dem Sound auch an. Womit keineswegs gesagt werden soll, daß ihre berühmt-berüchtigten spätpubertären Scherze fehlen - im Gegenteil. Die Kassierer zünden wie eh und je ihr Feuerwerk an Schlüpfrigkeiten und Attacken gegen den guten Geschmack. Gleichwohl wirken sie gereift, was sich auf die Auswahl und auf die überraschende musikalische Breite ihrer neuesten Produktion auswirkt. Das Spektrum reicht weit über Punkrock hinaus und enthält Ausflüge in Jazz, Chanson, Country and Western, Heavy Metal usw. Ob Rammstein über ein bestimmtes Stück lachen können ? "Kommste mit ins Stadion" ist die ultimative Fußballhymne, eingespielt von bekennenden Nichtfans. "Mein schöner Hodensack": Wer außer die Kassierer kommt auf so eine Thematik und präsentiert sie in würdevoller Größe ? Mit "Kuckuck" glänzen sie als boshafte Meister des Neodadaismus. Usw. usf.
Coverzeichnung von Jamiri.
Die kulturelle Bedeutung der Kassierer kann spätestens seit diesem Großmeisterwerk nicht mehr wegdiskutiert werden.
1. Ich bin faul
2. Das politische Lied
3. Partylöwe
4. Mein schöner Hodensack
5. Warum ich immer so traurig bin
6. Schnaps und Bier
7. Für Udo
8. Mein Gehirn, Dein Gehirn
9. Arsch abwischen
10. How does it feel ?
11. Das Lied vom Hass
12. Kuckuck !
13. Hoch den Rock, rein den Stock
14. Du hast geguckt
15. Der harn von Rudi Carell
16. Kommste mit ins Stadion
17. Meister aller Fotzen
18. Meine Interessen
19. Das Schimmste ist, wenn das Bier alle ist
20. Du läßt Dich geh´n
21. Die Kassierer, was ist das eigentlich ? (Teil 2)
Review: MÄNNER, BOMBEN, SATELLITEN CD
Artist: KASSIERER
Ox-Fanzine / Ausgabe #53
Insbesondere nach ihrer letzten Platte "Musik für beide Ohren" hatte ich DIE KASSIERER schon mehr oder weniger abgeschrieben, denn spätestens dort wurde es offensichtlich, dass den charmanten Proktologen aus Wattenscheid so langsam die zündenden Ideen ausgehen. Die jugendliche Unbekümmertheit der ersten beiden Scheiben war nun gänzlich weg, wohingegen ein überdurchschnittlicher Anstieg des Fäkalien-Faktors im Vokabular zu beobachten war. Auf Dauer jedenfalls nicht wirklich lustig. Mit "Männer, Bomben, Satelliten" gelingt es ihnen jedoch wieder an das fulminante Werk "Der Heilige Geist greift an" anzuknüpfen, auch wenn ein paar der darauf enthaltenen Gags fast vollständig adaptiert werden. Trotzdem: Keine andere Band beherrscht die hohe Kunst des Ficklieds so überzeugend wie DIE KASSIERER, und genau das macht sie so einzigartig. Dabei zeigen die Jungs diesmal aber auch, dass sie feinsinnige Beobachter und durchaus befähigt sind, ein differenziertes Statement zur politischen Situation in diesem Lande abzugeben ("Das politische Lied"), entwickeln Konzepte zur Entlastung der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt ("Schnaps und Bier") oder geben fundiertes Hintergrundwissen und konkrete Handlungsanweisungen zu Fragestellungen, welche die Menschheit wirklich bewegen ("Partylöwe", "Meine Interessen", "Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist"). Somit holen DIE KASSIERER den Punk endlich wieder von der Straße zurück und hinein ins Feuilleton. Und da gehört er schließlich hin. (43:32) (8) (Thomas Hähnel)
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